Zeitschrift für allgemeine

Emil Hübner

Emil Hübner. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, XIV. 1863. Mit unterstützung der gesellschaft für Erdkunde zu Berlin un unter besonderer mitwirkung. H. Barth, H. V. Dove, C. G. Ehrenberg, H. Kiepert, K. Neumann, in Berlin und J. E. Wappäus in Göttingen. Herausgegeben von Prof.  Dr. W. Koner. Neue Folge. Vierzehnter Band.  Mit V Karten. Berlin. Verlag von Dietrich Reimer. 1863.   Band nº XIV.- Zur alten Geographie von Spanien. Vom Dr. Emil Hübner

Páginas 334-343

“Die in allen Akademieu üblichen Reden und Gegenreden bei der Aufnahme neuer Mitglieder werden in der spanieschen Akademie der Geschichte zu Madrid häug zu längeren Abhandlungen ausgedehnt, besonders wohl deshalb, weil der Druck der akademischen Abhandlungen sebst unendlich langsam vorwärts schreitet und eine zwanglose Form der Publication in monatlichen oder Jahresberichten bisher nicht regelmäfsig beliebt worden ist. Auf die sehr nützlichen und systematischen Bemülhungen dieser Körperschaft für die Erforschung des römischen Strafsennetzes der Halbinsel und damit für die gesammte alte Geographie derselben habe ich schon an anderem Orte öfter hingewiesen. Im April des Jahres 1858, als die erstere gröfsere Eisenbahn fertig geworden war, die von Madrid nach Alicante, die erste, welche die Hauptstadt mit dem Meere in directe Verbindung brachte, und angeregt durch allerlei bei dieser Gelegenheit gemachte Entdeckungen, veröffentlichte die Akademie zuerst einen Prospect, in welchen für die im Anschlufs an das antoninische Reichsitinerar ausgeführte Feststellung von römischen Strafsenzügen nach den fast überall noch deutlichen Spuren ihrer Anlage über und unter dem Erdboden bestimmte Preise von verschiedener Höhe angesetzt wurden, ebenso auch für die Auffindung oder Erhaltung römischer Inschriftsteine. (1) Herr Aureliano Fernandez Guerra, der Verfasser dieses Prospectes, ein hochgestellter Mann, welcher sich die gröfsten Verdienste um das Unterrichtswesen und um die Einrichtung der Bibliotheken und Archive in Spanien erworben hata, gab dazu einen Abdruck der Spanien betreffenden Theile des Itinerars 

  1. Siebe die notocia de las actas der Akademie von Pedro Sabau für das Jahr 1858 S. 25-43

nebst einer, so weit anging, durchgeführten Reduction auf moderne Oertlichkeiten. 

Nun finden sic haber in einer ganzen Reihe von spanischen Ortschaften eigenthümliche rohe und ziemlich grofse, aufrecht stehende Thierbilder aus Granit, die man für Elephanten, Stiere, Pferde, Widder oder Eber gehalten hat, so roh pflegen sie ausgefürt oder so arg verstümmelt zu sein. Die bekanntesten unter ihnen sind die sogenannten toros de Guisando, fünf Stiere, wie es scheint, von denen noch vier aufrecht stehen, in der Nähe des früheren Hieronymitenklosters Guisando, nordwestlich von Talavera de la Reyna in Altcastilien im oberen Tajothal, zwische den Orten Cebreros und Cadahalso. Inscrhriften, auf bekannte geschichtliche Ereignisse bezüglich, die auf ihnen zu sehen sein sollten, gehören zu den ältesten spanischen Fälschungen (1). Es steht nur auf einem derselben, und zaar auf dem Bauch des Thiers an de reinen Seite, eine unzweifelhaft ächte Inschrift; aber sie ist nur eine einfache Grabschrift: Longinus/ Prisco Cala/ etio patri f(aciendum) c(uravit); den Schriftzügen nach gehört sie wohl in das erste Jahrhundert (2). Aehnlichen Spaniens, meist ohne Schrift; einige wenige enthalten Reste wiederum von Grabschriften. So steht auf einem früher in Avila vorhandenen keinen Stier die nur von Gil Gonzalez Dávila (3) erhaltene, etwa so zu ergänzende Inschrift: [Re]burr[us] Ma[e]llonis filius. Diese einheimischen Namen kommen auch sonst vor. Auf einem dritten in Torralva bei Talavera de la Reyna sind in der unvollkommenen Abschrift, welche Herr Delgado in Madrid mir mittheilte, wenigstens der Name Tancinus und die Formel p(onendum) c(uravit) zu erkennen. Die Inschriften stehen überall, wie bei dem Stier von Guisando, auf dem Bauch der Thiere an de reinen Seite. Die angeführten Beispiele deuten zugleich die geographische Verbreitung dieser Denkmäler an. Sie sind besonders häufig im oberen Tajothal von Toledo abwärts bis über Talavera hinaus; aber auch am Nordabhang des Guadarramagebirges. Ferner kommen sie in einigen Orten der baskischen Provinzen vor; besonders bekannt ist daselbst unter dem Namen el ídolo de Miqueldi das Thierbild von Durango in Vizcayha, auf welchem ebenfalls eine Inschrift früher kenntlich war (4).

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  1. Sie stehen bei Gruter 225, 2.
  2. Mir liegt eine sorgfältige Zeichnung dieses Stiers von Herrn Guerra vor, welche in dem Semanario pintoresco von 1858, S. 309 veröffentlicht worden ist. Ich führe danach, um eine deutlichere Vorstellung zu geben, die Hauptmaafse an. Die ganze Länge des Thiers beträgt 11 Fufs 8 Zoll, die Höhe ohne den etwas verschütteten Sockel 6 Fufs.
  3. In seiner seltenen kleinen Schrift über das Thierbild von Salamanca, den sogenanten toro de Salamanca f. 15.
  4. Es ist von Florez in seiner Cantabri S. 125 wiederholt aus einer sehr selenen, von mir bisher vergeblich gesuchten Schrift über Durango.